Nicht heimische Pflanzen im Garten: Welche nutzen und welche schaden

In vielen Gärten finden sich Zierpflanzen, die nicht in unseren Breiten heimisch sind. Ihr ökologischer Nutzen ist umstritten, aber ihr Einsatz kann durchaus auch Vorteile bieten. Vor allem mit Blick auf den Klimawandel.

Es ist wie mit vielen Dingen – alles hat zwei Seiten. Da ist zum einen die Sorge, dass eingewanderte, nicht heimische Pflanzenarten die heimische Flora verdrängen und im schlimmsten Fall sogar ganze Lebensräume stark verändern könnten. Zum anderen bieten sie aber vielleicht auch gerade in Zeiten des Klimawandels eine Chance und haben Vorzüge, die heimische Arten nicht leisten können. Die Sorge ist sicher in der freien Landschaft begründet, wenn zum Beispiel der Riesenbärenklau, bei dessen Berührung Hautreizungen entstehen können, große Flächen wie an Straßenrändern besiedelt oder ein ganzes Biotop durch die massive Ansiedlung einer neuen Pflanzenart „umkippt“.

Ausgewogene Mischung

Im Garten dagegen spricht nichts gegen eine ausgewogene Mischung einheimischer und „zugereister“ Pflanzen, da man diese hier gut im Zaum halten kann, erläutert Professor Andreas Roloff, Forstbotaniker an der TU Dresden: „Man möchte ja auch ein Erlebnis haben, wenn man einen Garten hat, man möchte etwas sehen und entdecken, gerade auch mit Kindern, und da haben etliche nicht einheimische Pflanzen auch durchaus eine besondere Wirkung, die einheimische Pflanzen nicht haben.“ Eine dieser Wirkungen ist die späte Blütezeit vieler Pflanzen, die aus eher wärmeren Klimazonen stammen, bis in den Herbst hinein, wogegen sie bei einheimischen Pflanzen eher in den Frühlings- und Frühsommermonaten liegt. Gutes Beispiel: Der aus China stammende beliebte Sommer- oder Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii) breitet sich zwar stark aus und sollte regelmäßig zurückgeschnitten werden, ist aber gleichzeitig mit seinen doldenförmigen Blüten bis weit in den Herbst hinein ein Nahrungsparadies für seine Namensgeber und viele andere Insekten.

Um die Verbreitung von seinen Samen gerade auch in die freie Natur abseits des Gartens zu minimieren, sollte man Verblühtes rechtzeitig vor der Samenbildung abschneiden und nicht zum Kompost beziehungsweise in den Grünabfall geben, sondern getrennt entsorgen. Eine heimische Alternative mit ebenfalls prächtigen Blüten wäre zum Beispiel der Blutweiderich, eine Wildstaude, die ebenfalls im Sommer und Frühherbst blüht und Insekten gute Nahrung bietet. Aber auch hier ist darauf zu achten, dass die Pflanze nicht zu stark wuchert.

Frage des ökologischen Nutzens

Auch die wegen ihrer Optik und Pflegeleichtigkeit beliebten Rhododendren und ihre Verwandten, die Azaleen, kann man kritisch sehen, wie Prof. Roloff weiß: „Diese Pflanzen blühen zwar spektakulär, allerdings ist ihr ökologischer Nutzen gering. Sie ‚schmecken‘ den meisten Insekten einfach nicht, nur wenige werden von ihnen angezogen. Auch tragen sie keine Früchte, die man verwenden könnte.“ Andererseits kommt hier für ihn wieder der Wunsch nach einem Gartenerlebnis ins Spiel, da die immergrünen Pflanzen auch im Winter ein attraktiver Blickfang sind. Und man dürfe auch nicht außer Acht lassen, dass die dichten Gehölze der Rhododendren gute Unterschlupfmöglichkeiten für Vögel und Kleingetier bilden, gerade im Winter, wo es nötig ist. Wie gesagt – alles hat immer zwei Seiten.

Zum Beispiel Kornelkirsche

Als eine Alternative mit herrlich gelber Blüte im Frühling und Sommerfrüchten, aus denen man sogar Marmelade kochen kann (wenn die Vögel sie nicht früher erwischen …), empfiehlt er die Kornelkirsche, für die man allerdings etwas Platz braucht, da sie als langsamwüchsiger Großstrauch vier bis sechs Meter Höhe und eine üppige Breite erreichen kann, wenn man sie nicht regelmäßig zurückschneidet. Es gibt sie aber auch als Hochstamm im Angebot.

Ein paar Überraschungen zulassen

Generell schlägt der Experte vor, wie eingangs schon erwähnt, für sich individuell die Abwägung zu treffen, welche Mischung man in seinem Garten von heimischen und nicht einheimischen Pflanzen zulassen möchte, und es dabei etwas entspannter zu sehen. Das ist auch der Tenor eines Buches, an dem er momentan arbeitet: „Man sollte auch einfach mal ein paar Überraschungen zulassen, schauen, wie sich bestimmte Pflanzen entwickeln und was sie mit ihrer Umgebung machen, nicht per se etwas verteufeln. So kommt man wieder zurück zu einem bewussten, intensiven Naturerlebnis, das auch Auswirkungen aufs Wohlbefinden hat.“

Quelle: RP Online

 

  • 24.11.2024