🔥 USA unter Druck: Wird aus der Kreditkartenwelle eine Finanzkrise – und was heisst das für Europa und die Bauwirtschaft?

Ausgangslage
In den USA kursiert die Zahl von 1,33 Billionen Dollar an Kreditkartenschulden. Offizielle Reihen zeigen zwar weiter steigende Belastungen und höhere Verzugsquoten, aber keinen akuten Kipppunkt. Gleichwohl wächst die Sorge: Teure Konsumkredite treffen auf ein Umfeld hoher Zinsen – ein Risiko, das über Finanzmärkte nach Europa und in die Schweiz abstrahlen kann.
Faktencheck: Stand der Belastungen
Die grossen Datenreihen der Notenbanken weisen für das zweite Quartal 2025 einen neuen Höchststand bei Kreditkartensalden aus und eine gegenüber der Vorpandemie klar erhöhte Delinquenz. Monatlich gemessene Ausschläge sind volatil; Trend und Zinslast bleiben der Kern. Regionale Auswertungen zeigen hohe durchschnittliche Kartensalden in Bundesstaaten wie Hawaii, Kalifornien, Alaska sowie in Texas, Florida und New York. Je nach Methode (Haushalt vs. Nutzer, Mittelwert vs. Median) variieren die Werte – die Richtung ist jedoch eindeutig: Konsum auf Kredit wird teurer und riskanter.
Wie der Schock überspringen würde
Steigende Ausfälle in US-Portfolios verteuern global die Refinanzierung. Risikoprämien weiten sich aus, Banken und Nichtbanken werden vorsichtiger. Gleichzeitig vergrössert der stark gewachsene Private-Credit-Sektor die Komplexität. In Europa, wo die Baukonjunktur 2025 vielerorts ohnehin seitwärts läuft, könnten engere Kreditstandards und höhere Spreads die Bodenbildung gefährden.
Konsequenzen für Bau und Handwerk
Teurere Finanzierung übersetzt sich in höhere Hypothekar- und Bauträgerzinsen. Projekte mit dünnen Vorverkaufsquoten geraten unter Druck; Covenants werden strenger, Eigenkapitalanforderungen steigen. Auf der Nachfrageseite dämpfen unsichere Konsumenten und zurückhaltende Unternehmen Investitionen; Kommunen priorisieren Pflicht- vor Kürprojekten. Das trifft besonders Neubau, Grossprojekte und spekulative Entwicklungen.
Schweiz im Fokus: Die Frühindikatoren
Entscheidend sind jetzt die Signale: drehen die US-Verzugsquoten weiter hoch, weiten sich Kreditspreads, ziehen hiesige Hypothekarzinsen und Margen an? Wie entwickeln sich Baugenehmigungen, Auftragseingänge, Stornoraten und Versicherungsprämien in risikorelevanten Sparten (Elementar, Bau, Cyber)? Wer diese Kennzahlen eng führt, erkennt eine zweite Delle frühzeitig.
Was Betriebe jetzt tun sollten
Schweizer Bau- und Handwerks-KMU fahren am besten zweigleisig: Liquidität strecken und Cashflows sichern (konsequentes Debitoren-Management, Anzahlungen, klare Zahlungsziele); Angebote mit Index- und Materialklauseln gegen Volatilität absichern; die Pipeline nach Bankfähigkeit und Zahlungssicherheit priorisieren; Zinsabsicherung bei Bauherren aktiv ansprechen. Parallel die strukturellen Chancen ausspielen: energetische Sanierungen, PV, Wärmetechnik und ESG-Projekte bleiben gefragt und politisch flankiert – auch im Seitwärtsmarkt.
Quellen:
New York Fed „Household Debt and Credit“ (Q2 2025); Federal Reserve G.19 (August 2025); FRED Delinquency Rate Credit Cards (Q2 2025); diverse Auswertungen zu regionalen Kartensalden; aktuelle Einschätzungen internationaler Institutionen zu Risiken im Private-Credit-Sektor und zur Baukonjunktur in Europa.
- 17.10.2025